Beschreibung der nordböhmischen jüdischen Friedhöfe – Stand 1998/99
Ceska Lipa
Beschreibung
- heutiger Zustand ist sehr verwildert
- Friedhofsmauer ist 120 Meter lang
- Bodenniveau gegenüber außerhalb ist ca. 1,80 Meter höher, da Tote in Schichten übereinander begraben worden
- im vorderen Friedhofsteil befanden sich 30 Grabsteine, 10 stehend alle anderen liegend
- im hinteren Friedhofsteil befanden sich keine Grabsteine
- Friedhof wird heute nicht mehr für Beerdigungen genutzt
Zeittafel
- 1562
- erstmalige urkundliche Erwähnung von Juden in Ceska Lipa
- 1570
- gab es 15 jüdische Steuerzahler
- vor 1574
- Einweihung eines jüdischen Friedhofes
liegt heute 500 Meter nordwestlicher vom zentralen Platz
dort befinden sich viele Grabsteine aus dem 17. Jahrhundert - 1628
- standen in Ceska Lipa 11 jüdische Häuser
- 1744
- gab es ein Pogrom, bei dem der Rabbi ermordet und 40 Juden verwundet wurden
Erinnerung an diesen Pogrom mit speziellem Gebet (Selihot = Bußgebet)
Anzahl Bewohner in diesem Jahr betrug 358 - 1852
- wohnten hier 130 jüdische Familien
- 1862-1863
- Errichtung einer neuen Synagoge im maurischen Stil
Bedeutende Rabbiner in Ceska Lipa waren: Daniel Ehrmann (1851-1860) und Joel Müller (1867-1872) - 1893
- Verminderung der jüdischen Familien in der Stadt auf 112
- 1905
- Einweihung eines neuen jüdischen Friedhofes
dort befand sich ein Grab von 17 jüdischen Gefangenen, Opfer eines Todesmarsches im Dritten Reich - 1912
- lebten 490 Juden in der Stadt
- 1930
- lebten nur noch 301 Juden in Ceska Lipa
- 1938
- Auflösung der Gemeinde
am 10. November brannten Nazis die Synagoge nieder
Judenstraße (Standort der Synagoge und zahlreicher jüdischer Wohnhäuser) wurde in „Stürmergasse“ umbenannt
nur wenige von 50 Wohnhäusern sind im Ghetto heute noch erhalten
viele der Grabsteine wurden weggeschafft und als Baumaterial verwendet - 1959
- einige Juden aus Karpatorussland ließen sich in Ceska Lipa nieder
sie gehörten formal zur jüdischen Gemeinde Liberec
Krupka
Beschreibung
- Krupka liegt nahe der deutsch- tschechischen Grenze, 5 Kilometer nördlich von Teplice
- Gedenkstätte ist 3 Kilometer außerhalb von Krupka Richtung Teplice, gegenüber einer Kirchenruine
- Fund eines Massengrabs mit Gedenktafel für 313 Häftlinge, die im Frühjahr 1945 auf einem Transport waren und hier ermordet wurden
- tschechische Inschrift des Gedenksteins:
Tristatri nacti obetem Pochodu Smrti 1945
Deutsche Übersetzung:
Den 313 Opfern des Todesmarsches 1945
Liberec
Beschreibung
- Liberec (deutsch: Reichenberg)=Großstadt, 30 Kilometer östlich von Zittau
- seit 1582 lebten Juden dort und ab 1865 gab es einen jüdischen Friedhof
- Friedhof liegt etwa 900 Meter nördlich vom Zentrum, Straße Ruprechticka
- Insgesamt 57 Gräberreihen und 49 Familiengrabstätten
- bis heute wird hier bestattet
Zeittafel
- 1582
- lebten in Liberec 60 Juden
- 1811
- wohnten hier illegal 57 Juden
- 1799-1848
- durften Juden während der Woche in Liberec sein
- ab 1848
- wurde Juden die Ansiedlung erlaubt
- 1863
- Gründung einer jüdischen Gemeinde
- 1865
- Eröffnung eines jüdischen Friedhofes; Erweiterung im Jahr 1896
- 1889
- Einweihung der Synagoge und einer orthodoxen Betstube
- 1900
- baute man auf dem Friedhof eine Zeremonienhalle
- 1912
- lebten 1240 Juden in Liberec
- nach 1918
- wurden viele Gräber für galizische Flüchtlinge aus der Zeit des Ersten Weltkriegs angelegt
- Sept. 1938
- verließen fast alle Juden Liberec, 30 blieben zurück und wurden verhaftet
- Nov. 1938
- zerstörten Nazis die Synagoge
Aus der Protektoratszeit stammt ein Grab von elf gefangenen Frauen des Arbeitslagers Bily Kostel nad Nisou (deutsch: Weißkirchen).
- 1945
- Neugründung der jüdischen Gemeinde, Großteil stammt aus Karpatorussland
- 1948
- lebten wieder 1105 Juden in der Stadt
- 1954
- Errichtung einer Denktafel an die Opfer des Holocaust
- 1991
- wurde die Zeremonienhalle wurde als Lagerhalle genutzt
- 1999
- Restaurierung eines Großteiles der Gebäude
Litomerice
Beschreibung
- Litomerice liegt drei Kilometer nördlich von Terezin
- Friedhof befindet sich am Stadtrand, unterteilt in zwei Bereiche, Alt und Neu
- Gedenkstein an jüdische Opfer des Nationalsozialismus
- Gedenkstein enthält Auflistung der Orte in denen vor der Protektoratszeit Juden lebten
- genannt werden die Orte, Litomerice, Livosice, Ustek, Jez Byil, Ultraceni, Krutosti, Hruzovlady und Letech
Zeittafel
- 1057
- Erwähnung der Juden im Gründungsbuch der Stadt
- 1529
- Gründung eines jüdischen Viertels
- 1540
- Ferdinand I. erlaubte den freien Warenhandel
- 1541
- Judenpogrom mit Vertreibung der ansässigen Juden
Synagoge wurde in Krankenhaus umgewandelt - 1546
- erging das Edikt „de non tolerandis Judaeis“
- 1584
- wurde Juden der Aufenthalt in der Stadt verboten
- 1851
- wohnten in Litomerice sechs jüdische Familien
- 1863
- gab es hier 100 Juden
- 1875
- wurde eine jüdische Gemeinde gegründet und
- 1883
- eine Synagoge eingeweiht
- 1921
- zählte die Stadt 616 jüdische Bewohner
- 1930
- lebten hier 425 Juden, 143 davon bezeichneten ihre Nationalität als Jüdisch
- 1938
- verließen fast alle Juden die Stadt, verbleibende wurden deportiert
- 1945
- wurde die Synagoge zerstört
Louny
Beschreibung
- Kleinstadt Louny (deutsch: Laun) liegt 40 Kilometer südlich von Chomutov und 20 Kilometer südöstlich von Most
- Friedhof ist nahe der zentralen Busstation
- Friedhof enthält restaurierte Feierhalle
- Urnenwiese mit kleinen flachliegenden Grabplatten die christliche und jüdische Symbole enthalten
- es sind 14 Grabreihen, 263 Gräber und Mauergräber zu finden
Zeittafel
Seit der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts sind Juden in Louny erwähnt.
- 1542
- wurden sie aus der Stadt vertrieben
- 1680
- Eröffnung eines jüdischen Friedhofs, heute nicht mehr vorhanden
Vom 17. Jahrhundert bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Louny nur zwei jüdische Familien, für diese gab es eine Betstube.
Von der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1858 war ein zweiter jüdischer Friedhof in Benutzung, dieser wurde 1930 ausgelöscht.
- 1860
- Gründung einer Reformgemeinde
- 1874-1875
- Eröffnung des dritten jüdischen Friedhofs im Nordosten der Stadt neben dem kommunalen Friedhof
dieser Friedhof enthält heute Zeremonienhalle mit maurischen Elementen - 1880
- wohnten 51 jüdische Familien in Louny
- 1890
- zählte man 567 Personen jüdischen Glaubens
- 1930
- konnten nur noch 205 jüdische Personen ermittelt werden
Nach dem 2. Weltkrieg lebte die jüdische Gemeinde kurz wieder auf.
Lovosice
Beschreibung
- Lovosice heißt auf deutsch Lobositz
- Friedhof befindet sich als jüdische Abteilung auf dem städtischen Friedhof
- noch 3 stehende Grabsteine vorhanden
- ehemalige Synagoge wird heute als Feierhalle des städtischen Friedhofs genutzt
Zeittafel
- 1541
- erste jüdische Gemeinde in Lovosice, die meisten Mitglieder waren Vertriebene aus Litomerice
Im 17. Jahrhundert wurde der erste jüdischer Friedhof angelegt, dessen Reste 1956 beseitigt wurden.
- 1704
- erstmalige urkundliche Erwähnung der jüdischen Gemeinde
- 1714
- Einweihung eines weiteren Friedhofs, beerdigt wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts
Friedhof war Eigentum der Gemeinde Zizkovice
Franz Zaschka kaufte 1781 ein Geländestück zur Erweiterung des Friedhofs
1803 erwarben die Eheleute Franz und Theresia Lerch ein Geländestück zur nochmaligen Erweiterung
auch jüdische Soldaten aus der Theresienstädter Garnison liegen hier begraben - 1762
- Errichtung einer Synagoge, wurde von den Nazis zerstört
Nach dem 2. Weltkrieg wurde ein jüdisches Viertel aus dem 16. Jahrhundert zerstört.
Im 18. Jahrhundert gab es 17 jüdische Häuser. Viele der Juden betrieben Schiffereigeschäfte nach Deutschland.
- um 1872
- Einweihung eines neuen jüdischen Friedhofs dessen Feierhalle noch heute vom städtischen Friedhof genutzt wird
- 1930
- gab es 201 Juden in der Gemeinde
- 1938
- verließen fast alle Juden die Stadt, verleibende wurden deportiert
Most
Beschreibung
- Most heißt deutsch Brüx und liegt 24 Kilometer südwestlich von Teplice
- die Stadt besitzt zwei städtische Friedhöfe
- keine Angaben über eventuelle Reste des 1878 eingeweihten jüdischen Friedhofs
- auf dem jüdischen Friedhof von Teplice sind Gräber von Juden aus Most
- beim Besuch beim Teplicer Rabbiner Chaim Klein stellte sich heraus, dass ein jüdischer Friedhof in Most existiert
- Besuch beim Teblicer Rabbiner Chaim Klein stellte heraus das ein jüdischer Friedhof in Most existiert
- dieser befindet sich im Norden der Stadt
- auf einem Denkmal für Kriegsgefangene aus dem ersten Weltkrieg ist zu lesen: Den Kriegkameraden 1914 – Kriegsgefangenen Israeliten 1917
- ein Hauptgebäude das in Verwaltungshaus und Feierhalle unterteilt ist befindet sich auf dem Friedhof
- das Gebäude enthält eine Inschrift in Deutsch und Hebräisch: Erkenne was auf … Glauben und wohin du zurückkehrst!
- viele Grabsteine tragen deutsch- jüdische Namensinschriften
Zeittafel
Im 14. Jahrhundert – Entstehung einer Judenstraße in der Nähe des Klosters
- 1453
- Vertreibung der Juden von Most, die meisten zogen nach Litomerice
- 1839
- bekam ein Jude die herrschaftliche Erlaubnis in Most zu leben
- 1861
- Gründung einer jüdischen Gemeinde, es lebten 15 Juden in Most
- 1872
- Einweihung der Synagoge
Bedeutende Rabbiner in Most waren:
Alexander Kisch (1874-1877)
Joseph Samuel Bloch (1877-1879)
der spätere Professor am Hebrew Union College in Cincinatti Gotthard Deutsch (1884-1891) - 1878
- Einweihung des jüdischen Friedhofs
- 1879
- Gründung einer Beerdigungsbrüderschaft
- 1930
- lebten 662 Juden in der Stadt
Im Herbst 1938 wurde die Synagoge zerstört
Roudnice
Friedhöfe von Roudnice
- insgesamt drei jüdische Friedhöfe hat es gegeben
- der erste war ein Nachbargrundstück oder ein Teil des späteren Kapuzinerklosters (erbaut 1615-28)
- einzelne Grabsteine wurden auf den zweiten Friedhof umgelagert oder verwendete sie im 17. Jahrhundert als Baumaterial
- einige wurden in Gebäuden gefunden und brachte sie ins Ortsmuseum welches 1956 geschlossen wurde
- der zweite Friedhof liegt bis heute hinter der westlichen Abgrenzung des ehemaligen Ghettos und ca. 350 Meter westlich der Synagoge
- Gründung war 1613 und bis 1890 für Beerdigungen genutzt
- älteste Grabstein ist von 1611 und stammt vom ersten Friedhof
- im nördlichen Teil ruhen einige Märtyrer und Opfer verschiedener Pogrome
- 1974 kam der Friedhof auf die Liste historischer Denkmäler, ist heute jedoch nicht mehr begehbar
- ein dritter Friedhof wurde 1890 etwa einen Kilometer westlicher gegründet
- bis nach dem zweiten Weltkrieg fanden Beerdigungen statt, 1985 wurde er geschlossen
Beschreibung des jüdischen Friedhofs
- Rudnice liegt 25 Kilometer südöstlich von Litomerice
- der Friedhof befindet sich am Stadtrand
- Überreste der Feierhalle befinden sich am Eingang, in den Mauern ist eine Inschrift in hebräischer und tschechischer Sprache:
„Der Staub, der auf die Erde zurückfällt als das, was er war, und der Atem zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat.„ - viele Gräber wurden geschändet und Grüfte wurden aufgebrochen
- auf vielen Sockeln fehlen Grabsteine, andere liegen kreuz und quer
Zeittafel
- bis 1613
- existierten in Roudnice nad Labem eine erste Synagoge und ein früherer jüdischer Friedhof, dessen Alter nicht bekannt ist, Gründung eines zweiten Friedhofs in diesem Jahr
- 1615-1628
- Kapuzinerorden errichtete an der Stelle des ersten jüdischen Viertels ein Kloster
- 1619
- Errichtung einer zweiten Synagoge
- 1631
- die sächsische Armee brannte das Ghetto nieder
- 1727-1728
- vollständige Vernichtung des östlichen Teils des Ghettos
Mitte des 19.Jahrhunderts musste die zweite Synagoge dem Bau der Eisenbahn weichen.
- 1852
- errichtete darauf die jüdische Gemeinde eine neue Synagoge
- 1890
- Gründung des dritten jüdischen Friedhofs
- 1953
- Umbau der Synagoge in ein Pensionshaus
- 1974
- kam der zweite Friedhof auf die Liste der historischen Denkmale
- 1985
- schloss der dritte Friedhof
Ghetto
- lag in der heutigen Straße Havlíckova, westlich der Elbbrücke
- Gründung erfolgte 1614 nach der Zerstörung des vorherigen jüdischen Viertels
- Ursprünglich gab es dort 12 Häuser
- 1631 wurden 28 gezählt
- 1718 waren es 51
- 1785 nur 45
- 1840 zählte man wieder 63 Häuser
- heute sind einige Gebäude des ehemaligen Ghettos restauriert
Synagogen
- erste Synagoge existierte bis 1613
- 1619 wurde eine zweite Synagoge an der Nordseite der Straße Havlíckova gebaut und bereits 1675 grundlegend überarbeitet
- diese hatte etwa 350 Sitze und stand bis zum Eisenbahnbau Mitte des 19. Jahrhunderts
- an der selben Stelle erbaute man 1852 die dritte Synagoge im neoromanischen Stil
- während des zweiten Weltkrieges fanden hier noch Gottesdienste statt
- 1953 wandelte man die Synagoge in ein Pensionshaus um
Sobedruhy
Beschreibung
- Sobedruhy (deutsch: Soborten) liegt drei Kilometer nordöstlich von Teplice
- Friedhof liegt abseits der Hauptstraße in Höhe des Zahradkyweges
- noch 400 Grabsteine teilweise noch aus dem 17. Jahrhundert
- Grabsteine befinden sich auf Grund der Verwitterungen in schlechtem Zustand, viele wurden auch geschändet
- laut Literatur wurden hier auch Dresdner und Freiberger Juden beerdigt
Zeittafel
- 1334
- erste urkundliche Erwähnung von Juden
- 1500
- Holzsynagoge wurde durch Steinbau ersetzt, eine in Sobedruhy gefundene Lampe trägt eine Inschrift von 1553
- 1724
- gab es in Sobedruhy 120 jüdische Familien
- 1774
- fanden schwere Ausschreitungen gegen Juden statt
- 1750
- Kaiserin Maria finanzierte einen Glockenturm für die Synagoge
- bis 1751
- wurde der Friedhof von sehr vielen jüdischen Gemeinden der Umgebung genutzt, sogar Bestattungen Dresdner und Freiberger Juden fanden hier statt
- 1842
- bestand die jüdische Gemeinde aus 245 Mitgliedern und im Jahr 1893 aus 393 Personen
Im 19. Jahrhundert setzt sich, trotz der liberalen jüdischen Gemeinde im nahe gelegenen Teplice, eine orthodoxe Gemeindetradition in Sobedruhy durch.
- 1897
- sämtliche Grabinschriften wurden aufgefrischt, man errichtete eine Zeremonienhalle und schaffte einen Leichenwagen an
- 1900
- Eröffnung des Gemeindehauses
- 1902
- lebten 376 Juden in 17 Häusern
- 1930
- gab es lediglich noch 51 Juden
- 1938
- Auflösung der jüdischen Gemeinde und alle Juden mussten die Stadt verlassen
Friedhof wurde geschändet, die Synagoge zerstört und ihre Uhr in der Kustodie der Gemeinde eingelagert
damit endete jüdisches Leben in Sobedruhy
Teplice
Beschreibung
- Friedhof liegt an der Krizikova Straße neben dem christlichen Friedhof
- insgesamt 3350 Gräber angelegt
- Anlage der Grabfelder fand Hang aufwärts statt
- in der hinteren Abteilung befinden sich auf der linken Seite Gräber von russischen Kriegsgefangenen, diese wurden auf Anweisung der Nazis dort begraben, ob sie wirklich Juden waren, weiß niemand
- im rechten hinteren Bereich sind Kinder beerdigt
- häufig sind Namen von deutscher Juden zu lesen und etliche Hinweise auf im Konzentrationslager ermordete Juden
- viele Grabsteine sind beschädigt oder stark verwittert, von Seiten der jüdischen Gemeinde ist keine Finanzierung zur Pflege des Friedhofs möglich
- das Gelände gehört bis heute der Israelitischen Gemeinde
Zeittafel
- 1480
- Gründung des ersten Friedhofs in Teplice der nur etwa ein Jahrhundert Bestand hatte, Grabsteine und sterbliche Überreste aus dem 16. und 17. Jahrhundert wurden auf den zweiten jüdischen Friedhof von Teplice gebracht
- nach 1669
- Gründung des zweiten jüdischen Friedhofs, dieser wurde nach 1933 komplett von den Nazis zerstört
Grabsteine auf diesem Friedhof stammten aus der Zeit der Renaissance und der Epoche des Barocks, weil die jüdische Gemeinde von Teplice nach Prag die reichste in ganz Böhmen gewesen ist - 1862
- Gründung des dritten jüdischen Friedhofs der sich bis heute an der Krizikova Straße neben einem christlichen Friedhof befindet
- 1933-1945
- wurde auch der dritte jüdische Friedhof in Teplice von den Nazis geschändet und zerstört
- nach 1945
- wurden alte Grabsteine von stillgelegten Friedhöfen aus der Umgebung hier aufgestellt
Der Verfall der Friedhofshalle und der Wohnung des ehemaligen Wärters ist unaufhaltsam
Die jüdische Gemeinde zählt nur noch wenige Mitglieder und kann weder die Erhaltung der Gebäude noch die Pflege des Friedhofs finanzieren
Der Friedhof wird weiterhin für Beerdigungen genutzt
Terezin
Beschreibung
- Terezin (deutsch: Theresienstadt) liegt drei Kilometer südöstlich der Kreisstadt Litomerice
- Stadt wurde von Kaiser Josef II. als Festung zur Abwehr preußischer Truppen in den Jahren 1780-1790 erbaut
- Josef II. benannte sie nach seiner Mutter Maria Theresia
- zum militärischen Zweck ist Festung allerdings nie gebraucht worden
- 1941 begannen die Nazis mit dem Aufbau eines Ghettos, dieses sollte ein Vorzeigelager für Juden aus dem Reichsgebiet sein
- Terezin hat mehrere Friedhöfe
- Sowohl auf dem städtischen als auch auf dem benachbarten Ghettofriedhof sind Juden begraben
- der Nationale Friedhof erinnert an 26.000 ehemalige Häftlinge der Festung
- auf dem städtischen Friedhof sind aus der Zeit des ersten Weltkriegs Juden aus der Russischen Armee und jüdische Flüchtlinge aus Galizien begraben
- ab Oktober 1942 wurden die Leichen im Krematorium auf dem Friedhofsgelände eingeäschert, die Asche wurde in großen Mengen in die Ohre geschüttet
- hier liegen etwa 13.000 Menschen begraben, 11.250 Einzel- und 217 Massengräber
Zeittafel
- 1782
- wurde Terezin das Stadtrecht verliehen
Ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts verzeichnete man die Ansiedlung von mindestens drei jüdischen Familien.
- 1931
- lebten hier 103 Personen jüdischen Glaubens, die meisten waren jüdische Soldaten der örtlichen Garnison
- 1941
- wählten die Nationalsozialisten Terezin als Standort des Ghettos für die „Reichsjuden“, noch im selben Jahr kam der erste Judentransport hier an
- 1942
- wurden alle nichtjüdische Bewohner Terezins von Nazis gezwungen die Stadt zu verlassen
bis zum Ende des Jahres wurden 56.717 Personen interniert
sie fielen alle unter das Rassengesetz der Nazis - bis 1945
- durchliefen 152.000 Gefangene aus 53 Ländern die Stadt
87.000 Menschen deportierten die Nazis in Vernichtungslager und 34.000 Menschen starben im Ghetto und der kleinen Festung - nach 1945
- wurde in der Kleinstadt eine Gedenkstätte und ein Ghettomuseum eingerichtet
nach und nach zogen Zivilpersonen in die Häuser - 1997
- entstand in der Magdeburger Kaserne eine Jugendbegegnungsstätte
Turnov
Beschreibung
- Turnov heißt auf deutsch Turnau
- Friedhof von Turnov liegt unter einer Autobahnbrücke an einer Hauptverkehrsstraße
- Friedhofsteil unter der Brücke ist mit einem Erdhaufen verschüttet
- die Grabsteine liegen ungeordnet und teilweise zerbrochen herum
- 89 Grabsteine aus Sandstein in einem schlechten Zustand wurden gezählt
- neue Friedhofsteil ist komplett mit Grün überwachsen
- Grabsteine bestehen aus Sandstein und Marmor, manche mit Fotos der Verstorbenen
- es sind Inschriften in deutscher und hebräischer Sprache zu lesen
- 36 Grabreihen mit je 8-10 Grabsteinen sind zu zählen
- der Gedenkstein der 1952 für die Opfer des Naziterrors errichtet wurde, wurde wahrscheinlich beim Straßenbau vernichtet
- der Friedhof befindet sich weiterhin in Pflege wird aber nicht mehr für Beerdigungen genutzt
Zeittafel
- 1526
- wurden Juden erstmals urkundlich erwähnt
Im 17. Jahrhundert wurde ein jüdischer Friedhof eingeweiht.
- 1707
- brannte die alte Holzsynagoge ab und wurde später als Steinbau wieder aufgebaut
- 1717
- gab es in Turnov 23 jüdische Häuser
- 1880
- lebten hier 280 Juden
- 1910
- stieg die Anzahl auf 478 Juden
- 1930
- zählte man nur noch 110 Juden
- 1942
- alle Juden die noch in der Stadt geblieben waren wurden in Vernichtungslager deportiert
- 1952
- Errichtung eines Gedenksteins „Opfer der Nazis“ mit 93 Namen Turnauer Juden und 25 jüdischen Bewohnern aus der Umgebung
- 1969
- fand die letzte Beisetzung auf dem jüdischen Friedhof statt
Ustek
Beschreibung
- Ustek (deutsch: Auscha) liegt 15 Kilometer nordöstlich von Litomerice
- an der Hauptstraße des Ortes fand man eine alte Synagoge mit Resten einer hebräischen Inschrift
- nach den Hinweisen aus der Literatur befand sich südwestlich außerhalb der Stadt ein jüdischer Friedhof
- nach dieser Beschreibung fand man geebnete Flächen auf einem Hügel, Grabsteine waren nicht mehr zu sehen
Zeittafel
- 1327
- durch herrschaftlichen Erlass wurde der Ansiedlung von Juden zugestimmt
Ab dem 16. Jahrhundert gibt es Nachweise für die Siedlung von Juden in diesem Gebiet.
In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts weihte die jüdische Gemeinde einen Friedhof auf dem Judenberg ein.
- 1570
- wohnten hier 10 jüdische Familien
- 1667
- wurde der Friedhof erweitert
- 1745
- gab es 42 Juden (8 Familien) in Ustek
- 1794
- erbaute die Gemeinde eine Synagoge
- 1800
- lebten 172 Juden in der Stadt
- 1830
- stieg die Anzahl der Juden um 60 Personen
- 1851
- wurde die Synagoge im Reformstil umgestaltet
- 1910
- lebten nur noch 108 Juden in Ustek
- 1934
- Errichtung einer Zeremonienhalle auf dem Friedhof
- Sept.1938
- wurde Ustek von seinen bisherigen jüdischen Bewohnern verlassen und die Synagoge zerstört
- 1999
- Reste des Friedhofs sind nicht mehr auffindbar
Decin
- die Städte Decin (deutsch: Tetschen, gegründet im 13. Jahrhundert) und Podmokly (deustch: Bodenbach, Stadtrecht seit 1901) bilden heute das gegenwärtige Decin
- erste Aufnahme der Juden im 16. Jahrhundert
- Juden beteiligten sich aktiv am Handel und der Entwicklung des Bankwesens
- später wurden sie vertrieben und ihre Wiederansiedlung erst Mitte des 19. Jahrhunderts stattgegeben
- 1885 entstand eine jüdische Religionsgemeinschaft, wurde 1887 konstituiert und wandelte ihren Status 1895 in eine anerkannte Religionsgemeinschaft um
- damals gab es etwa 200 Mitglieder
- Zahl der Mitglieder wuchs stetig, worauf die Forderung einer Synagoge erhoben wurde
- ab 1892 wurde für den Bau des Gotteshauses gesammelt und schließlich wurde 1907 die im orientalisch- sezessionistischen Stil erbaute Synagoge fertig gestellt und eingeweiht
- 1930 zählte man in Decin und Podmokly 496 Juden
- der Ortsbürgermeister Dr. Kreissler verbot das Anzünden der Synagoge so entging die Synagoge den überall von Nazis entfachten Flammen
- nach dem zweiten Weltkrieg siedelten sich ca. 80 Juden vorrangig aus dem östlichen Teil der Tschechoslowakei an
- eine Synagogengruppe mit einem kleinen Predigtraum war hier nach dem Krieg aktiv, wurde später wegen des Rückgangs der Gemeindemitgliederzahlen aufgelöst
- im Laufe der Geschichte gab es 2 jüdische Friedhöfe in Decin, von denen heute keinerlei Spuren mehr zu finden sind
- 1994 gab die Kreisbehörde 1994 der kleinen Gemeinde die Synagoge zurück, Gegenwärtig wird sie restauriert
Usti nad Labem
- Usti nad Labem = deutsch: Aussig
- erster Friedhof entstand 1866 (Ecke Palachova und Sadova Straße)
- aus Platzgründen wurde er bereits 1893 geschlossen
- 1930 ebnete man das Gelände ein, heute bildet es den südlichen Teil eines Parks
- zweiter Friedhof wurde 1892 von der jüdischen Gemeinde gegründet
- wurde im Jahr 1924 erweitert bevor ihn die Nazis während des Protektorats zerstörten
- Bestattungen gab es hier auch noch nach dem zweiten Weltkrieg
- die letzten Spuren des Friedhofs wurden 1980 beseitigt, heute ist das Gebiet Teil eines Fabrikgeländes
- bereits im 16. Jahrhundert lebten Juden in Usti nad Labem
- nach späteren Vertreibungen war ihnen der Aufenthalt in der Elbestadt verboten
- nach 1848 war es ihnen erlaubt sich erneut anzusiedeln und die erste Betstube wurde 1863 errichtet
- 1893 wurden 95 jüdische Familien gezählt
- 1930 lebten 985 Personen jüdischen Glaubens in der Stadt
- die Religionsgemeinde wurde nach dem zweiten Weltkrieg neu gegründet und hat bis heute Bestand
Bilina
- Bilina liegt zehn Kilometer südwestlich von Teplice
- Ende des 19. Jahrhunderts wurde eine Synagoge gebaut, die in der Zwischenzeit in ein Wohnhaus umgewandelt wurde
- seit 1891 gab es hier einen jüdischen Friedhof, dieser wurde im dritten Reich zerstört
- keine Hinweise auf den einstigen Ort oder etwaige Überreste des jüdischen Friedhofs
- auf dem städtischen Friedhof findet man Grabinschriften mit deutsch klingenden Namen und eine Gedenkanlage für gefallene Soldaten
Jablonec nad Nisou
- Jablonec na Nisou (deutsch: Gablonz) liegt zehn Kilometer südöstlich von Liberec
- im 19. Jahrhundert entstand hier durch Abwanderer aus Liberec eine jüdische Gemeinde
- 1882 wurde der jüdische Friedhof eingeweiht, später teilweise durch Nazis zerstört
- 1892 wurde eine Synagoge nach dem Entwurf des Architekten W. Stiassny erbaut, sie wurde während der Protektoratszeit zerstört
- 1968 wurde der Friedhof geschlossen und die letzten Grabsteine wurden auf den Liberecer Friedhof gebracht
Trebusice
- Trebusice (deutsch: Triebschütz) das einst 20 Kilometer nordwestlich von Teplice lag, existiert heute nicht mehr
- 1945 wurden hier 206 Häftlinge begraben die Opfer auf einem Eisenbahntransport aus einem Konzentrationslager waren
Horni und Dalni Choblice
- deutsch: Koblitz
- in der Nähe der beiden Dörfer soll sich vermutlich ein Friedhof unbekannten Ursprung aus dem 16. oder 17. Jahrhundert befinden
- Unterlagen über das Bestehen einer jüdischen Gemeinde sind nicht nachweisbar
- einige Grabsteine wurden angeblich zum Friedhof von Ustek gebracht
Cizkovice
- hier befand sich ein jüdischer Friedhof aus dem Jahr 1800 mit Grabsteinen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
- dieser wurde hauptsächlich durch die jüdische Gemeinde in Milesov und die Garnision Terezin genutzt
- heute sind keine Reste mehr auffindbar